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Von „Kyrie“ bis Coldplay

Oktober 7, 2025

Musik: Chorabend des Kgl. Kirchenchors St. Johann Maldingen in der Pfarrkirche vereinte Vielfalt und Qualität

Ein eindrucksvolles Zeugnis lebendiger Chorkultur bot der Konzertabend in der in hoffnungsspendendem Blau ausgeleuchteten Pfarrkirche von Maldingen, zu dem sich am Samstagabend gleich drei Ensembles einfanden. Von Gerd Hennen

Ursprünglich als Frühjahrskonzert geplant, wurde die Veranstaltung in diesem Jahr 
aufgrund des Jubiläums des lokalen Musikvereins „Echo vom Hochtumsknopf“ kurzerhand in den „goldenen Herbst“ verlegt. So wurde der Abend nicht nur zu einem festlichen Höhepunkt im Maldinger Kulturkalender, sondern zugleich zu einer gelungenen Generalprobe für die Anfang November anstehende Födekam-Einstufung. Den Auftakt gestaltete der gastgebende Kgl. Kirchenchor St. Johann Maldingen unter der Leitung von Jean-Luc Rousseau.

Die Gastgeber betonen die Musik als Halt in unsicheren Zeiten.

In seiner Eröffnungsrede unterstrich Präsident Ludwig Maraite die Bedeutung der Musik als gesellschaftlichen Ankerpunkt in den derzeit höchst unsicheren Zeiten. Mit dem eindringlichen Kyrie von Piotr Jańczak er öffnete der Chor ein abwechslungsreiches Programm zwischen liturgischer Tiefe und moderner Ausdruckskraft. Die schwebenden Harmonien und dynamischen Steigerungen des Werkes verliehen dem alten Text eine neue Klangfarbe. Mit Felix Mendelssohn-Bartholdys innigem Beati-Mortui aus dem Paulus-Oratorium folgte ein Moment der Einkehr, schlicht im Aufbau und doch von großer emotional er Dichte, der die Hoffnung auf ewige Ruhe nach dem Tod ausdrückte. Robert Prachts romantisch geprägtes Werk „Das Morgenrot“ feierte in warmen Männerchorklängen den Aufbruch und die Hoffnung des Tages, während Wilhelm Nagels lyrisches „Schöne Nacht“ für einen stillen Höhepunkt sorgte. Den Bogen zur Gegenwart spannte derweil Christian Dreos moderne steirische Gedichtvertonung „ Trag mi, Wind“, deren traurige, aber tröstliche Melodie, wohlig und herzzerreißend zugleich, für einen harmonischen Schlussakkord sorgte.
Mit einem ebenso vielseitigen wie stimmungsvollen Programm präsentierte sich anschließend der Damenchor Carpe Diem aus Thommen unter der Leitung von Katrin Greven. Den Auftakt machte der Sting-Welthit „Fields of Gold“, dessen lyrische Poesie und warme Melodik in einer fein abgestimmten Chorbearbeitung zur Geltung kamen. Schwungvoll und publikumsnah folgte der traditionelle „Wellerman Shanty“ aus Neuseeland, dessen eingängiger Refrain sof ort mitriss. „ African Alleluia“ von Jay Althouse brachte rhythmische Energie und klangliche Vielfalt, während „Jubilate Deo“ von Peter Anglea an die Strahlkraft englischer Kathedralmusik erinnerte. Mit „ Vuelie“ von Frode Fjellheim und Christophe Beck entführte der Chor das Publikum in nordische Klanglandschaften, bevor „ Gabriellas Sang“ aus dem schwedischen Film „ Wie im Himmel“ für emotionale Tiefe sorgte. Mit dem humorvollen Werk „Vom Schlaraffenland“ der Acappella-Formation Maybepop zeigte sich der Chor von einer anderen Seite, ehe Jacob Narveruds energiegeladenes „Sisi ni moja “ mit seiner Botschaft von Gemeinschaft und globaler Verbundenheit einen kraftvollen Schlusspunkt setzte.
Zum Abschluss des Abends zeigte di e Royale Union Wallonne 1847 aus Malmedy unter der Leitung von Benoît Scheuren eindrucksvoll, wie weit das Spektrum moderner Chormusik reicht. Mit dem baskischen Volkslied „Hegoak“ in einer Bearbeitung von Jacky Ansun eröffnete das Ensemble einen Reigen in ternationaler Klangfarben, dem mit „Kad si bila mala mare“ in einem Arrangement von Wilhelm Heinrichs ein tr aditionelles Lied aus dem südslawischen Raum folgte. Das jüdische Kadosh (Heilig) in d er Bearbeitung von G. M. Veidman beeindruckte durch seine spirituelle Tiefe und emotionale Intensität. Mit dem berühmten Yves-Montand-Chanson „Les feuilles Wortes“ von Joseph Kosma erklang französische Melancholie, während Ola Gjeil os’sphärisches „Northern Lights“ nordische Klangw elten heraufbeschwor. Mit Paul Simons Klassiker „Bridge over Troubled Water“ und Coldplays hymnischem „ Viva la Vida“ setzte das Ensemble populäre Akzente, bevor es sich mit Radioheads „ Creep“ und seiner melancholisch-rebellischen Grundstimmung v om begeisterten Publikum verabschiedete.
Nach dem offiziellen Teil des Abends versammelten sich Sängerinnen, Sänger und Publikum im nahegelegenen Vereinslokal zum gemütlichen Ausklang. Das Konzert war nicht nur ein gelungener Beitrag zur kulturellen Vielfalt der Region, sondern auch ein Beweis für die Lebendigkeit der hiesigen Chorszene – und dürfte zugleich ein vielversprechendes Vorzeichen für die bevorstehende Födekam-Einstufung sein.

 

Der Damenchor Carpe Diem aus Thommen steht unter der Leitung von Katrin Greven.

 

Die Sänger der Royale Union Wallonne 1847 aus Malmedy bewiesen, dass Chormusik keine Grenzen kennt.

 

Quelle: Grenz-Echo 07.10.2025

 

Last modified: Oktober 7, 2025

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