Kultur: Theatergruppe „Fröhliche Runde“ Maldingen begeistert bei sieben ausverkauften Vorstellungen im Saal Christa Gennen
Der Theaterverein „Fröhliche Runde“ Maldingen begeisterte mit seiner Inszenierung des Lustspiels „Tant Röschen ont Lottofewer“, das am Sonntag zum siebten und letzten Mal vor ausverkauftem Haus im Saal Christa Gennen aufgeführt wurde. Unter der Regie von Bruno Lenges entwickelte sich ein turbulenter Abend, der nicht nur die Lachmuskeln strapazierte, sondern auch mit einer erstklassigen Besetzung punktete. (Von Gerd Hennen)
Die Maldinger Schauspieler und Regisseure hatten wieder einmal ganze Arbeit geleistet und knüpften an die langjährige Tradition des „Trailers“ an: Mit einem gekonnt inszenierten filmischen Einstieg wurde das Publikum sofort in die Welt von Tante Röschen entführt. In den einzelnen Szenen wurden die Charaktere treffend beleuchtet und ihre Macken und Eigenheiten aufgedeckt. So wurde die perfekte Bühne bereitet, um das Geschehen im Hause Böckel lebendig werden zu lassen und einen nahtlosen und mitreißenden Einstieg in das Theatererlebnis zu schaffen.
Ein Trailer bringt das Publikum direkt ins Geschehen.
Die „Fröhliche Runde“ hatte sich wieder ein Stück der bekannten deutschen Theaterautorin Beate Irmisch ausgesucht, die in den letzten Jahren so etwas wie die Lieblingsautorin der Gruppe geworden ist, und es mit viel Lokalkolorit und vor allem „Moljer Platt“ an die ostbelgischen Verhältnisse angepasst. Das Stück handelt von Tante Röschen, einer rüstigen „Rollatorfahrerin“ mit Hang zur Spielsucht, die ihre gesamte Rente in Elfriedes Lottoladen investiert.
Anna Maassen brilliert in der Rolle der quirligen 70Jährigen, die mit ihr em Motto „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ nicht nur den Jackpot von 7,5 Millionen Euro knackt, sondern auch das Chaos in der Familie perfekt macht. An Röschens Seite stehen ihr Neffe und gutmütiger Bauer Hermann Böckel (Stephan Scheuren) und seine Frau Lotti (Sandra Brühl), die mit ihrem trockenen Humor und ihrer spitzen Zunge für viele Lacher sorgt. Hermanns Bruder Eberhard Böckel, gespielt von Edgard Kaut, gibt den besserwisserischen Lehrer, der sich immer in Szene setzen will, während seine junge Frau Olinka (Caroline Scheuren) mit ihrer Naivität punktet.
Richtig Fahrt nimmt die Handlung auf, als Tante Röschen beim Gewinnanruf der Lottozentrale buchstäblich der Schlag trifft – eine Situation, die die ganze Familie auf absurdkomische Weise zu lösen versucht.
Tante Röschen trifft der LottoSchlag.
Maria Maus als neugierige Lottohändlerin Elfriede Emsig liefert ebenso eine Glanzleistung ab wie Norbert Scheuren als verschmitzter Knecht Karl. Ein Höhepunkt ist der Auftritt von Sylvie Kaut als Beate Glückauf, die Vertreterin der Lottozentrale, die bei der Übergabe des Geldgewinns für ein aberwitziges Durcheinander sorgt. Martin Scheuren als Pfarrer Gottlob, stets mit Sparschwein unterwegs, sorgt mit seiner trockensatirischen Darstellung für zusätzliche Höhepunkte. So entwickelt sich ein munteres Durcheinander um die Rettung der Lotto-Millionen, die jeder für sich beansprucht und schon konkrete Pläne schmiedet. Aber kann der Gewinn an eine Tote ausgezahlt werden? Ist Tante Röschen überhaupt gestorben? Es muss doch noch etwas zu holen geben?
Neben der hervorragenden schauspielerischen Leistung des Ensembles überzeugt auch das perfekt inszenierte Bühnenbild. Verantwortlich dafür waren Kurt Louges und Michael Gommes, die mit viel Liebe zum Detail ein lebendiges Abbild des Hauses Böckel schufen. Für die Maske zeichnete sich Chiara Brühl verantwortlich und Souffleuse Hedwig Gillessen sorgte dafür, dass keine Pointe verloren ging. Alle sieben Vorstellungen waren restlos ausverkauft. Die Zuschauer erlebten ein Feuerwerk an Witz und Spielfreude, das in einer völlig chaotischen Auflösung gipfelte: Der verschwundene Lottoschein tauchte überraschend wieder auf und Tante Röschen erholte sich von ihrem vermeintlichen Schock. Ob sie ihre Drohung wahr macht, in Monte Carlo ihr Glück zu versuchen, bleibt offen – ein herrlich humorvoller Schluss.
Die Inszenierung der „Fröhlichen Runde“ zeigt einmal mehr die Qualität und Güte des ostbelgischen Amateurtheaters, das die Massen zu begeistern weiß. So waren alle sieben Vorstellungen bis auf den letzten Platz ausverkauft. Der tosende Applaus am Ende der Vorstellung ist Beweis genug: Maldingen hat eine Theatergruppe, die das Publikum verzaubert.
Nach diesem Theaterereignis freuen sich die Theaterfreunde schon auf den nächsten „Streich“ im kommenden Jahr, wenn die „Fröhliche Runde“ zum nächsten Theaterjuwel einlädt. „Wir sind eine tolle Truppe und haben ein tolles Publikum. Was kann sich ein Schauspieler mehr wünschen?“, so der Tenor der Mitwirkenden.


Quelle: Grenz-Echo 20.01.2025
Last modified: Januar 20, 2025